Werbeblocker mit Werbung und Facebook ohne Gesichter: Hier ist AdGuard-Digest auf Deutsch
Unser deutscher Blog ist wieder da: Hier ist unser erster Digest darüber, wie Unternehmen die Privatsphäre der Nutzer zu schützen versuchen — oder ganz umgekehrt.
Andrey Meshkov, CTO und Mitbegründer von AdGuard, hat kürzlich auf einer großen Branchenveranstaltung gesprochen: Ad Blocker Dev Summit 2021. Das Video der Konferenz können Sie auf YouTube auf Englisch ansehen. Kurz gesagt: Es ging um das Blockieren von Inhalten durch DNS-Server, wie sich diese Technologie entwickelte, warum sie wirksam ist und was noch zu tun wäre.
Für diesen Digest haben wir uns eine Herausforderung ausgedacht: Facebook nicht zu erwähnen (oder Meta, natürlich). Man hat das Gefühl, dass jeder schon ein wenig müde ist von den Enthüllungen, Skandalen und Anschuldigungen rund um das größte soziale Netzwerk der Welt.
Auch zu den kontroversen Native Ads von Telegram gibt es was zu sagen, aber wir haben beschlossen, dass dafür ein ganzer Artikel nötig wäre — den werden wir hier später posten.
Meta ist Facebook ohne "Faces"
Es scheint, dass es ohne Nachrichten über Facebook sowieso nicht geht — hier sind also unsere Gedanken zur Facebook-Gesichtserkennung.
"Wir deaktivieren Gesichtserkennungssystem von Facebook", kündigte das Unternehmen auf seiner Website an. Mehr als einer Milliarde „individueller Gesichtserkennungsvorlagen“ sollen dabei gelöscht werden.
Mit der 2011 eingeführten Gesichtserkennung konnte das soziale Netzwerk automatisch Personen auf Fotos erkennen und sie benachrichtigen, wenn sie auf Fotos und Videos anderer Personen erschienen. Obwohl es sich um ein freiwilliges Feature handelte, fühlten sich die Nutzer oft unwohl, wenn sie auf Fotos markiert wurden, von denen sie nichts wussten.
Bereits im Februar dieses Jahres hatte Facebook die Idee erwogen, seine Smart-Brille mit Gesichtserkennung auszustatten. Die Risiken und das Missbrauchspotenzial dieser Entscheidung waren klar.
Im März verlor Facebook eine 650-Millionen-Dollar-Klage in Illinois, weil es gegen das dortige Gesetz zum Schutz der biometrischen Daten verstoßen hatte.
Mitten in der größten Reputationskrise hat Meta offensichtlich beschlossen, etwas zu tun, um die aufgeregte Öffentlichkeit zu besänftigen. Die Gesichtserkennungstechnologie soll nun eingestellt werden — und jedoch nur bei Facebook. Andere Meta-Apps wie Instagram oder WhatsApp wurden dabei nicht erwähnt; man sagte aber, dies sei ein "unternehmensweiter" Schritt zur Abkehr von dieser Art Identifizierung.
Die gesamte Technologie sieht Meta immer noch als ein „wirksames Instrument“, wenn sie privat auf persönlichen Geräten eingesetzt wird, und dem stimmen wir auch zu. In Situationen, wo die Menschen etwa ihr Smartphone entsperren oder Betrug und Nachahmung verhindern wollen, kann sie von Vorteil sein und Geld und wichtige Daten schützen.
Eine weitere sichere Suche ist da
Brave, der sichere Browser, hat angekündigt, die Suchmaschine von Google durch seine eigene zu ersetzen. Die Brave-Suche basiere auf einem unabhängigen Index, behauptet das Team, und verfolge weder die Nutzer noch ihre Suchanfragen oder Klicks nach.
Man braucht enorme Ressourcen und Fachwissen, um eine Suchmaschine zu entwickeln, und die Daten über Klicks und Treffer sind dabei am häufigsten entscheidend. Wir sind sehr gespannt, was daraus wird — in dieser Ära der globalen Dominanz von Google und dazu ohne Informationen über das Nutzerverhalten. Daher glauben wir, dass es sich vielleicht lohnt, der Brave-Suche eine Chance zu geben.
Microsoft drängt zum Edge
Inzwischen weiß man bei Microsoft sehr genau, wie wertvoll die Informationen über Suchen und Klicks sind. Der systemeigene Windows-Browser Edge ist nicht schlecht, aber viele Nutzer bevorzugen andere Browser und legen sie in den Einstellungen als Standard fest.
Windows 10 und 11 ignorierten diese Auswahl bereits bei der Suche über das Startmenü: Nur die Bing-Suche in Edge konnte diese Anfragen verarbeiten. Es erschienen Apps wie EdgeDeflector, Browser erfanden eigene Umgehungen, und jetzt blockiert Microsoft alle diese Manipulationen.
Tut Microsoft das, weil zu viele Nutzer seinen Browser und Suche meiden wollen, oder weil niemand aus dem Ökosystem entkommen darf? Beide Versionen klingen nicht besonders gut.
Doch niemand ist vollkommen
Ende Oktober hat Mozilla ein neues Feature eingeführt – "intelligente kontextbezogene Firefox-Vorschläge". "Die intelligenten Vorschläge können Inhalte von Mozillas Partnern enthalten, darunter auch gesponserte Empfehlungen", schrieb das Unternehmen. Datenschutzexperten bäumten sich auf: Würde der Browser Daten sammeln und gezielt Werbung schalten? Später nannte Mozilla das Ganze eine "PR-Krise": Man habe es versäumt zu erklären, die Leute hätten es nicht verstanden.
Hier ist eine sehr detaillierte Analyse der Ereignisse auf Englisch. Das Problem war im Großen und Ganzen, dass der Browser, der sich als extrem sicher Positioniert und sich so um die Privatsphäre der Nutzer kümmert, ohne irgendwelche Ankündigung gesponserte Vorschläge als Standardfunktion einführte.
Ja, Sie können diese Funktion abschalten. Gehen Sie zu Firefox Einstellungen > Datenschutz & Sicherheit > Address Bar - Firefox Suggest, suchen Sie "Contextual suggestions" und "Include occasional sponsored suggestions". Deaktivieren Sie beide.
Die Welt ist zu groß für Facebook
Das soziale Netzwerk, das scheinbar die ganze Welt erobert hat, ist immer noch an seine Wurzeln gebunden, und nämlich an die englische Sprache. Nutzer, die in anderen Sprachen kommunizieren, müssen mit Moderationsschwierigkeiten und anderen Besonderheiten rechnen. Wie sich aus den Facebook Papers 2018 heraussstellte, stammte die Hälfte des gesamten Sprachverkehrs im Facebook-Messenger aus einem Land — Kambodscha.
Facebook, das für seine Fähigkeiten beim Sammeln und Analysieren von Nutzerdaten bekannt ist, wollte dieses Phänomen untersuchen, konnte aber nur einen einzigen kambodschanischen Nutzer finden und befragen.
Schließlich fanden sie es heraus: Die Khmer-Sprache benötigt eine Tastatur mit nur Zeichen für Buchstaben, mehr als jede andere Sprache der Welt. Sogar auf Computertastaturen ist das Tippen in der Khmer-Sprache nicht leicht, und auf Smartphones müssen die Kambodschaner stets zwischen zwei Tastaturebenen umschalten. Deshalb bevorzugen die Menschen dort Sprachnachrichten wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Mit der arabischen Sprache läuft es bei Facebook auch nicht so gut. Sie selbst ist nicht so kompliziert wie Khmer und ist inzwischen eine der populärsten Sprachen auf Facebook. Dennoch stellte sich vor kurzem heraus, dass es dem sozialen Netzwerk sowohl an menschlichen Moderatoren als auch an KI-Algorithmen fehlte, um Hassreden, Terrorismus und andere verbotene Aktivitäten von der normalen Kommunikation der Nutzer zu unterscheiden, wobei viele Beiträge gelöscht und Konten ohne Grund gesperrt wurden.
Die älteste Geschichte der Welt
Wieder einmal präsentierte sich eine Browsererweiterung als Werbeblocker, der Sie von YouTube- und Facebook-Werbung befreien könnte (man weiß, wie man einen Nerv trifft). Wieder einmal stellte sich heraus, dass diese Erweiterung im Interesse der Entwickler handelte. Wie das Unternehmen für Cybersicherheitssoftware, Imperva, schrieb, AllBlocker fügte Werbung ein, die es nicht auf den Websites zuerst gab, und ersetzte gewöhnliche Links durch Partnerlinks, mit denen seine Eigentümer Einnahmen erzielten. Es handelte sich dabei nicht nur um das Hinzufügen einer Partner-ID zu demselben Link, auf den die Person zu klicken versuchte, sondern um einen Link-Spoofing-Vorgang.
Imperva-Experten warnen: die Entwickler mögen auch andere Erweiterungen mit ähnlichen Funktionen erstellt haben. Verwenden Sie lieber einen vertrauenswürdigen Werbeblocker — zum Beispiel AdGuard.