Werbung auf WhatsApp: Was sich jetzt ändert
WhatsApp, die Instant-Messaging-App, die Meta im Jahr 2014 übernommen hat, bekommt jetzt Werbung. Meta kündigte diesen Schritt nach jahrelangen Spekulationen offiziell an.
Alle anderen großen Meta-Dienste sind längst mit einem konstanten Strom an Werbung versehen — man denke an Instagram, Facebook Messenger oder auch Threads, das nur kurz nach dem Start mit Anzeigen versehen wurde. Dass WhatsApp bis ins Jahr 2025 werbefrei geblieben war, wirkte da fast schon ungewöhnlich — und widersprach dem werbebasierten Geschäftsmodell von Meta.
Auch wenn dieser Schritt längst absehbar war und gut zu Metas bisheriger Strategie passt, bedauern wir ihn trotzdem. Noch ein weiterer Dienst, der nun mit Werbung überflutet wird.
Wo wird die Werbung erscheinen?
Laut Meta wird Werbung in WhatsApp zunächst nur in einem einzigen Tab eingeführt: im Bereich Aktuelles („Updates“), der Status und Kanäle kombiniert. Der Status-Bereich dient dem Teilen von Statusmeldungen — ähnlich wie Stories bei Instagram oder Telegram.
Auch wenn dieses Feature nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt wie das ähnliche Feature auf Instagram (wahrscheinlich, weil es meist nur mit engen Kontakten genutzt wird), wird der Aktuelles-Tab laut WhatsApp weltweit täglich von 1,5 Milliarden Menschen verwendet.
Die Werbung wird an mehreren Stellen auftauchen — aber wohl am störendsten ist sie zwischen den Statusmeldungen von Familie und Freunden.
Quelle: WhatsApp
Auch im Bereich Kanäle wird Werbung integriert. Kanäle sind ein einseitiges Sendeformat, mit dem man Beiträge von Personen oder Organisationen abonnieren kann, die einen interessieren. Wenn Sie künftig durch neue Kanäle stöbern, erscheinen oben in der Auswahl gesponserte Vorschläge.
Quelle: WhatsApp
Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Die erste Frage, die sich viele datenschutzbewusste Menschen stellen dürften, lautet: Welche Daten nutzt WhatsApp für personalisierte Werbung — und kann man sich davon abmelden?
Was die Datenerhebung betrifft, gibt WhatsApp an, nur „begrenzte Informationen“ zu verwenden — etwa Land, Stadt, Sprache, die Kanäle, denen Sie folgen, und wie Sie mit Werbung interagieren.
Wenn Sie WhatsApp allerdings mit der Meta-Kontoübersicht verknüpft haben, bleibt es nicht bei diesen Basisdaten.
Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Sie sich schon einmal mit Ihrem Facebook- oder Instagram-Konto bei WhatsApp angemeldet oder Ihr WhatsApp-Konto mit Facebook verbunden haben.
In diesem Fall kann WhatsApp auch auf Ihre Werbepräferenzen und Nutzerdaten im gesamten Meta-Ökosystem zugreifen — und so noch gezielter Werbung ausspielen.
Und was die Möglichkeit betrifft, sich davon abzumelden: Die gibt es nicht.
Nicht einmal gegen Bezahlung. Im Gegensatz zu Telegram, wo Werbung nur in öffentlichen Kanälen erscheint und man mit Telegram Premium eine werbefreie Version kaufen kann, bietet WhatsApp (zumindest bisher) keinerlei Option zur Abschaltung.
Lassen sich diese Anzeigen blockieren?
WhatsApp-Werbung zu blockieren ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen — aber es ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Vor allem auf Mobilgeräten. Im Web ist die Chance deutlich höher.
Wenn Sie WhatsApp am Computer nutzen, lassen sich die Anzeigen mit AdGuard oder einer anderen Werbeblocker-Lösung höchstwahrscheinlich herausfiltern.
Auf dem Smartphone sieht es allerdings anders aus.
Der Grund: Wie bei anderen Meta-Plattformen werden die Anzeigen vermutlich über spezielle Domains ausgeliefert, die nicht nur für Werbung, sondern auch für andere Inhalte genutzt werden. Theoretisch kann man sie trotzdem blockieren — praktisch ist das aber schwierig. Denn im Gegensatz zu Desktop-Umgebungen ist es auf mobilen Betriebssystemen wie iOS und Android deutlich komplizierter, den Datenverkehr gezielt zu analysieren und zu filtern.
Apps wie WhatsApp verschlüsseln ihre Verbindungen meist per HTTPS. Dadurch ist es nicht einfach möglich, den Datenverkehr zu entschlüsseln oder den Inhalt — also die Werbung — zu erkennen. Zwar ließe sich der Traffic über bestimmte Proxys umleiten, doch ohne Entschlüsselung bleibt die eigentliche Werbenachricht für Filter unsichtbar.
Ein Werbeblocker müsste den Datenverkehr der App ständig analysieren, um neue Werbemechanismen rechtzeitig zu erkennen. Doch ohne vollständigen Zugriff auf den verschlüsselten Inhalt können selbst fortschrittliche Filterlösungen nur einen Teil der Werbung blockieren.
Kurz gesagt: Im Web lässt sich WhatsApp-Werbung durchaus blockieren — auf Mobilgeräten ist das jedoch sehr eingeschränkt möglich, da iOS und Android von Grund auf so gestaltet sind, dass sie solche Eingriffe in den Datenverkehr verhindern.
Abschließende Gedanken
WhatsApp betont, dass Werbung eingeführt wird, ohne die Privatsphäre der Nutzenden zu verletzen. Es sollen keine Daten aus privaten Chats, Statusmeldungen, Anrufen oder Gruppenchats zur gezielten Werbeansprache verwendet werden.
„Ihre persönlichen Nachrichten, Anrufe und Status-Updates bleiben Ende-zu-Ende-verschlüsselt — das bedeutet, dass niemand (auch wir nicht) sie sehen oder hören kann“, heißt es von WhatsApp.
Auch der Umstand, dass die Werbung zunächst nur an zwei Stellen auftaucht, klingt vielleicht harmlos — etwas, mit dem man leben kann.
Das Problem ist nur: Das könnte erst der Anfang sein.
Auch wenn die neue Werbeintegration auf dem Papier nicht besonders aufdringlich wirkt, könnte sie sich in der Praxis ganz anders anfühlen. Und es wäre nicht überraschend, wenn Meta künftig weitere Bereiche der App für Werbung nutzt — das aktuelle Update könnte nur ein Testlauf sein.