AdGuard Tracker-Bericht: Dezember 2024
Da das Jahr 2024 bereits vergangen ist, ist es fast schon obligatorisch, einen Blick zurück zu werfen und zu versuchen, einige Trends und Parallelen zu finden und Schlussfolgerungen zu ziehen. Und genau das werden wir in unserem Werbetracker-Bericht tun.
Jedes Mal, wenn Sie eine Website besuchen, sendet Ihr Browser Anfragen an externe Server, und einige dieser Anfragen sind vielleicht nicht so gut oder nützlich wie andere. Ein großer Teil davon sind Anfragen zum Laden von Trackern oder Werbung, und die Realität im Internet ist, dass fast jede Werbung, die Sie sehen, Sie verfolgt. Daher sind Werbeanfragen im Wesentlichen auch Tracking-Anfragen, was uns erlaubt, sie alle als Werbetracker zu bezeichnen. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Werbetracker 7,84% des weltweiten Datenverkehrs ausmachen.
Die tatsächlichen Zahlen sind noch schlimmer. Viele Werbetracker können, wenn sie nicht blockiert werden, eine Kette von weiteren Tracking-Anfragen auslösen. Wir nennen solche Anfragen „versteckte Werbetracker“. Wir haben ausgerechnet, dass jeder Werbetracker im Durchschnitt 2,14 weitere versteckte Werbetracker nach sich zieht. Das bedeutet, dass, wenn Sie die „bösen“ Anfragen nicht blockieren, Werbetracker 21% des weltweiten Internetverkehrs ausmachen.
In diesem Bericht werden versteckte Werbetracker nicht berücksichtigt. Stattdessen konzentrieren wir uns nur auf die „rohen“, ursprünglichen Anfragen, und alle Zahlen in diesem Bericht spiegeln genau diese wider.
Im Vergleich zu den 7,40%, die im vorhergehenden Bericht vom Dezember 2023 festgestellt wurden, scheinen 7,84% kein großer Sprung zu sein. Es scheint jedoch einen klaren Trend zu geben, dass diese Zahl weiter steigt, da eine ähnliche Untersuchung, die wir im Februar 2023 durchgeführt haben, einen Anteil von 7,24% an Werbetrackern ergab. Ein weiterer beunruhigender Datenpunkt ist, dass von den 230 Ländern und Regionen, die wir für diese Untersuchung beobachtet haben, nur weniger als 40 einen Rückgang des Anteils von Werbetrackern im Laufe des Jahres verzeichneten. Für die meisten Länder der Welt sieht die Dynamik nicht gut aus. Werfen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Regionen, um zu sehen, was dort vor sich geht.
Europa: Kehrtwende zum Schlechteren
Vor einem Jahr verzeichnete Europa einen fast einheitlichen Rückgang des Anteils von Werbetrackern. Diesmal könnte das Bild nicht unterschiedlicher sein. Die meisten Länder des europäischen Subkontinents verzeichneten einen Anstieg des Anteils der Werbetracker, allen voran Griechenland. In weniger als einem Jahr schnellten die griechischen Zahlen von 6,86 Prozent auf 9,47 Prozent in die Höhe. Wenig überraschend liegen Russland und Spanien mit 9,38% bzw. 8,85% Werbetracker-Anteil knapp dahinter und bleiben damit wie in der letzten Erhebung an der Spitze. Einziger Lichtblick auf der europäischen Landkarte sind die nördlichen Regionen, die durchweg niedrige Werte aufweisen. Norwegen ist mit 5,17 Prozent sogar noch weiter zurückgefallen und Dänemark ist mit 4,94 Prozent das einzige Land, das unter die Fünf-Prozent-Marke gefallen ist — interessanterweise ausgehend von einem relativ hohen Wert von 6,32 Prozent vor einem Jahr.
Alle Karten in diesem Beitrag, auch diese, sind interaktiv — fahren Sie mit der Maus über ein Land, um die Zahlen zu sehen.
Asien: das Land der Kontraste
Wenn man sich die Heatmap für Asien ansieht, kann man nicht umhin, den starken Kontrast zwischen einigen Ländern in der Region zu bemerken, und dies ist etwas, das wir bereits in den vorherigen Berichten beobachtet haben. In Asien gibt es sowohl Länder mit dem niedrigsten Gesamtanteil an Werbetrackern — China mit 2,20% — als auch mit dem höchsten — Usbekistan mit 13,84%. Neben Usbekistan haben Länder wie Indien mit 12,48% und Südkorea mit 10,11% die Region an die Spitze gebracht.
Die südostasiatischen Länder trugen nicht zu diesem Trend bei, sondern wiesen gute Zahlen auf, die von 4,3% für Laos bis zu 6,4% für Myanmar reichten und alle weit unter dem Durchschnitt lagen. Ein Wermutstropfen ist jedoch die Tatsache, dass diese Länder im letzten Bericht durchweg niedrigere Werte aufwiesen. Der Anstieg ist zwar gering, aber einheitlich und spürbar.
Im Westen der asiatischen Region ist jedoch keine Einheitlichkeit zu erkennen. Syrien hat seine bereits hohen Zahlen um fast 3 Prozentpunkte erhöht und liegt nun bei 12,52%, während der benachbarte Irak beispielsweise einen gesunden Anteil von 4,93% an den Werbetrackern hat. Die größte Kuriosität des gesamten Berichts ist zweifellos der Iran. Nachdem er sich in den letzten beiden Berichten zweimal einen Platz unter den Top 3 der Länder mit der höchsten Anzahl von Werbetrackern gesichert hatte (11,12%), ist er dieses Mal dramatisch auf nur 4,22% zurückgefallen. Eine so große Veränderung lässt sich nur schwer durch „natürliche“ Ursachen erklären, also muss ein gesetzlicher oder anderer Grund dahinter stecken.
Nord- und Zentralamerika: Kuba und der Rest
Schon der erste Blick auf die Karte verrät fast alles, was man über diese Region wissen muss. Im Norden liegen Kanada und die USA mit 6,49% bzw. 6,61% fast gleichauf. Merkwürdigerweise haben beide im Vergleich zum Vorjahr ein paar Dezimalstellen zugelegt. In der Mitte liegen die beiden Länder mit den höchsten Werten. Mexiko, das bisher nicht nur geografisch, sondern auch in Bezug auf die Anzahl der Werbetracker unter seinen nördlichen Nachbarn lag, hat diese mit 7,49% der Werbetracker deutlich überholt. Größter „Verlierer“ der Region ist erneut Kuba, das im Vergleich zum Vorjahr (9,62%) noch einmal um fast 2 Prozentpunkte zulegen konnte und nun bei 11,44% liegt. Kein anderes Land kommt auch nur annähernd an diesen Wert heran, die übrigen Länder Zentralamerikas bleiben größtenteils innerhalb der 6%-Marke.
Lateinamerika: im Aufwind
Zu Lateinamerika gibt es nicht viel zu sagen. Ähnlich wie in Europa haben die meisten Länder nach einem Jahr der Verbesserung im Jahr 2024 die verlorenen Prozentpunkte zurückgewonnen, viele davon mit Zinsen. Brasilien (7,60%) und Kolumbien (7,53%) haben die Plätze 1 und 2 getauscht, die übrigen Länder liegen irgendwo zwischen 5 und 7%. Ausreißer ist Bolivien (4,82%), das nicht nur das einzige Land der Region ist, dessen Anteil an Werbetrackern unter der 5%-Marke liegt, sondern auch das einzige, dem es gelungen ist, sein Vorjahresergebnis von 4,87% ein klein wenig zu verringern.
Afrika: Asiens Zwillingsschwester
Die Werbetracker Heatmap für Afrika ähnelt in gewisser Weise der für Asien, ist aber etwas abgemildert — nur eine kleine Handvoll Länder, wie z. B. Dschibuti, mit einem Werbetracker-Anteil von 11,58%, überschreitet die 10% Marke. Afrika ist eine Mischung aus helleren und dunkleren roten Bereichen, wobei die nördlichen und östlichen Regionen eher niedrigere und die zentralen und südlichen Regionen eher höhere Werte aufweisen. Bemerkenswert ist, dass einige afrikanische Länder einen Rückgang ihres Anteils am Werbetracker verzeichnen. Am auffälligsten sind hier die Zahlen für Senegal, die von beachtlichen 8,75% auf deutlich unterdurchschnittliche 6,07% gefallen sind. Aber auch an gegenteiligen Beispielen mangelt es nicht: Äquatorialguinea beispielsweise entwickelte sich in die entgegengesetzte Richtung und sprang von überschaubaren 6,72% direkt auf 11,23% und schaffte damit gerade noch den Sprung aus den Top 5 der Länder mit dem weltweit höchsten Tracker-Anteil.
Höhen und Tiefen
Letztes Jahr haben wir darüber geschrieben, wie sich die Kluft zwischen Ländern mit und ohne Tracker vergrößert hat. Im Jahr 2024 ist der Unterschied noch deutlicher geworden. Usbekistan hat die zweifelhafte Ehre, das Land mit dem höchsten Anteil von Werbetrackern am Traffic zu sein, nämlich satte 13,84 Prozent. Seltsam nur, dass Usbekistan vor einem Jahr mit nur 11,44 Prozent an der Spitze der Charts stand — ein Ergebnis, das diesmal nicht einmal für einen Platz unter den Top 3 reichen würde. Syrien, Indien, Kuba und Südkorea sind allesamt „altbekannte Gesichter“ an der Spitze, sie haben nur die Plätze leicht getauscht. Neu hinzugekommen ist lediglich Tadschikistan, das mit 10,60% auf Platz 5 vorgerückt ist und damit den Iran verdrängt hat.
Apropos Iran: Das ist wirklich ein Rätsel. Nach dem drittschlechtesten Ergebnis im letzten Jahr hat er diesmal wider Erwarten das drittbeste Ergebnis erzielt und die ersten beiden Plätze nur an Somalia (3,26%) und China (2,20%) abgegeben, die beide ihre Positionen von 2023 halten konnten. Bolivien (4,82%) und Laos (4,29%) vervollständigen die Top 5 der Länder mit den wenigsten Werbetrackern. Kambodscha, Georgien und der Irak, die in der Vergangenheit zu den Spitzenreitern gehörten, aber immer noch weit unter dem Durchschnitt liegen, haben einige Prozentpunkte hinzugewonnen und müssen sich mit einem Platz unter den Top 10 begnügen.
Die wichtigsten Trends
Da wir diesen Bericht nun zum dritten Mal erstellen, haben wir uns gefragt, was die bemerkenswertesten Trends sind, wenn man die Datenpunkte aller drei Berichte betrachtet. Wir haben untersucht, welche Länder zwischen Februar 2023 und Dezember 2024 die meisten Werbetracker gewonnen und verloren haben. Zufall oder nicht, die Länder, die derzeit die meisten Tracker haben, sind dieselben, die in den letzten zwei Jahren am meisten zugelegt haben. Usbekistan steht mit einem Zuwachs von über 5 Prozentpunkten erneut an der Spitze. Es folgen Kuba, Indien und Südkorea, die alle zum zweiten Mal in Folge einen Anstieg des jeweiligen Tracker-Anteils verzeichnen konnten.
Leider gibt es auf der Gewinnerseite keine solche Konstanz. Nur sehr wenige Länder verzeichnen Jahr für Jahr einen stetigen Rückgang der Werbetracker. Puerto Rico und Bolivien, die sich im letzten Jahr deutlich verbessert hatten, konnten ihre Zahlen diesmal nur knapp halten. Auch hier ist der Iran eher eine Ausnahme und ein Sonderfall und sollte nicht als Indikator für irgendetwas gesehen werden.
Schlussfolgerung
Für die Datenerhebung haben wir AdGuard DNS verwendet, unseren DNS-Dienst mit über 100 Millionen Nutzer:innen und 270 Milliarden Anfragen pro Tag.
Die Daten zeigen auch, dass die Menschen sich immer mehr von unverschlüsseltem DNS abwenden. Die überwältigende Mehrheit wählte entweder DNS-over-TLS (93%) oder DNS-over-HTTPS (4%). Nur 3% waren mit dem einfachen, unverschlüsselten DNS zufrieden. Im Dezember 2024 waren es noch 13% und im Februar 2024 6,6%. Dies ist ein klares Indiz dafür, dass die Menschen ihre Online-Privatsphäre schätzen und sie nicht umsonst aufgeben wollen. Man darf gespannt sein, ob dieser Anteil bis zum nächsten Jahr noch weiter sinken wird.