NameDrop: Lieber droppen oder...? Die neueste iPhone‑Funktion löst Datenschutzalarm aus
Polizeibehörden in den USA sind alarmiert über eine neue Funktion, die mit dem letzten Betriebssystem-Update für iPhone und Apple Watch eingeführt wurde. Die Funktion namens „NameDrop“ vereinfacht den Austausch von Kontaktdaten zwischen Apple-Geräten, also Uhren und Telefonen, die sich in der Nähe befinden. Der Schlüssel dazu ist der Zusatz „in der Nähe“, denn ein solcher Austausch ist nur möglich, wenn die beiden Apple-Geräte wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.
NameDrop ist standardmäßig aktiviert und für alle Nutzer:innen verfügbar, die auf iOS 17.1 oder watchOS 10.0 aktualisiert haben. Die Tatsache, dass die Funktion automatisch aktiviert ist, stieß bei den amerikanischen Strafverfolgungsbehörden auf wenig Gegenliebe. Sie haben die Nutzer:innen aufgefordert, die Funktion so schnell wie möglich zu deaktivieren, da sie Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes haben. Was hat ihnen also nicht gefallen? Und ist die Funktion wirklich so schlecht für die Privatsphäre? Klären wir mal das.
Fehlalarm oder echte Bedrohung der Privatsphäre?
In den letzten Tagen haben sich mehrere US-Polizeibehörden, darunter in Ohio, Florida, Pennsylvania und Massachusetts, über die Funktion „NameDrop“ beschwert. Die Polizeiabteilung in Middletown (Ohio) hat beispielsweise auf ihrer Facebook-Seite eine Mitteilung veröffentlicht, in der alle iPhone-Nutzer:innen aufgefordert werden, „NameDrop“ zu deaktivieren. Die Mitteilung war mit einem besonderen Appell an die Eltern verbunden, dafür zu sorgen, dass die Funktion auf den Smartphones ihrer Kinder deaktiviert ist, „damit auch sie sicher sind“.
Die Warnungen der Polizei, die von den lokalen Medien verbreitet wurden, waren zwar beunruhigend, gingen aber nicht näher darauf ein, was die neue Funktion von Apple so gefährlich für die Privatsphäre macht. Man könnte vermuten, dass es ausreicht, die Smartphones zusammenzuhalten, um Daten zu übertragen, und dass keine weiteren Maßnahmen seitens der Nutzer:innen erforderlich sind. Das wäre in der Tat beängstigend: Stellen Sie sich vor, ein Cyberkrimineller nähert sich Ihnen, schiebt heimlich sein Handy an Ihres — und voilà, alle Ihre Fotos und Kontaktdaten sind in seinem Besitz.
Aber das ist nicht der Fall. Für diese Funktion ist es nämlich erforderlich, dass beide Parteien, die empfangende und die sendende, der Übertragung der Kontaktdaten zustimmen, bevor sie durchgeführt wird. Dies bedeutet, dass die Übertragung auf einem Gerät bestätigt und auf dem zweiten Gerät akzeptiert werden muss. Außerdem müssen die Geräte in einer bestimmten Position zueinander gehalten werden. Das macht natürlich einen versehentlichen oder böswilligen Datenaustausch viel unwahrscheinlicher. Schauen wir uns also genauer an, wie „NameDrop“ funktioniert.
So funktioniert NameDrop
Mit NameDrop können Sie Ihre Kontaktdaten mit anderen iPhone- oder Apple Watch-Nutzer:innen teilen. Dazu gehören Ihr Kontaktfoto und entweder Ihre E-Mail-Adresse oder Ihre Handynummer oder beides, je nachdem, was Sie freigeben möchten. Die Übertragung funktioniert nur, wenn sich beide Geräte in der Nähe befinden.
Quelle: Screenshot aus Apples Anleitung zu PhoneDrop
Sobald Sie dies getan haben, erscheint auf Ihrem Bildschirm eine Option zur Übertragung Ihrer Kontaktdaten und Sie können auswählen, was genau Sie tun möchten. An dieser Stelle können Sie entscheiden, ob Sie nur Informationen empfangen, nur Informationen weitergeben oder beides tun möchten.
Sie müssen dann entscheiden, welche Informationen Sie weitergeben möchten, z. B. Ihre E-Mail-Adresse, Ihre Handynummer oder beides, und auf Teilen tippen, um die Übertragung zu starten. Wenn Sie es sich im letzten Moment anders überlegen, können Sie auch auf Abbrechen tippen, um die Übertragung zu stoppen. Sie können die Übertragung auch abbrechen, indem Sie Ihr Gerät von dem der anderen Person wegbewegen. Diese Funktion basiert auf der NFC‑Technologie (Near Field Communication), die nur für drahtlose Übertragungen mit kurzer Reichweite geeignet ist. Dieselbe NFC‑Technologie steckt auch hinter den meisten kontaktlosen Zahlungsmethoden, mit denen Sie mit Ihrem Handy bezahlen können.
Letztendlich erhält ein anderes Apple-Gerät (und es muss ein Apple-Gerät sein, da die Funktion mit Android nicht kompatibel ist) durch „NameDrop“ höchstens Ihr Kontaktfoto, Ihre E-Mail-Adresse und Ihre Nummer. Nicht aber z. B. die gesamte Bibliothek Ihres Smartphones oder den gesamten Inhalt Ihrer iCloud.
Gibt es noch Risiken?
Wie jede neue Technologie ist auch „NameDrop“ nicht frei von Risiken. Die Hauptquelle des Risikos ist wie immer die menschliche Natur. Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass etwa 16% der Smartphone-Nutzer:innen ihr Handy immer noch nicht mit einem Code oder biometrischen Merkmalen sperren. Für iPhone-Nutzer:innen gibt es jedoch kaum eine Ausrede, ihr Smartphone nicht zu sperren. Standardmäßig sperren sich iPhones automatisch nach 30 Sekunden Inaktivität, es sei denn, Sie ändern die Einstellung auf ein kürzeres oder längeres Zeitintervall oder schalten sie ganz aus. Alternativ können Sie den Bildschirm Ihres iPhones auch manuell mit der Seitentaste oder einer Wischgeste sperren. Auch das Entsperren sollte kein Problem sein, da es drei verschiedene Möglichkeiten gibt: Touch ID, Face ID oder ein Passwort.
Kurz gesagt: Solange die andere Person keinen physischen Zugriff auf Ihr entsperrtes iPhone hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Kontaktdaten per „NameDrop“ weitergegeben werden, sehr gering. Und wenn Ihr entsperrtes iPhone in die Hände eines Übeltäters fällt, dann sind die vermeintlichen Gefahren von „NameDrop“ das geringste Ihrer Probleme.
Obwohl jede neue Technologie Risiken birgt, gibt es wahrscheinlich keinen Grund, in Panik zu verfallen und die „NameDrop“-Funktion auf Ihrem iPhone zu deaktivieren. Aber es könnte eine gute Idee sein, Ihren Kindern zu sagen, dass sie ihre Kontaktdaten und Handys nicht mit Fremden teilen sollen.