Ein Deal, der Fragen aufwirft: Mozilla kauft ein Unternehmen für Werbemetriken
Mozilla, eine gemeinnützige Organisation, die immer stolz darauf war, ihren Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Daten zu geben (im Gegensatz zu einigen ihrer Konkurrenten, insbesondere Google Chrome), hat ein Unternehmen für Werbemetriken namens Anonym gekauft. Bei der Ankündigung der Übernahme hieß es, Mozilla werde „die Standards für die Werbeindustrie erhöhen, indem es die Privatsphäre der Nutzer:innen schützt und gleichzeitig effiziente Werbelösungen anbietet“.
Kurz gesagt: Anonym soll Mozilla dabei helfen, die Effektivität von Werbung zu messen und Werbung gezielt an Personen auszuspielen, die wahrscheinlich an den beworbenen Produkten interessiert sind — und das alles angeblich unter Wahrung der Privatsphäre.
Mozilla betont, dass die Verwendung von Anonym die Privatsphäre in mehrfacher Hinsicht schützen wird. Die gesammelten Datensätze der Nutzer:innen werden in einer sicheren Umgebung abgeglichen, in der Werbetreibende, Publisher und Anonym selbst keinen Zugriff auf individuelle Nutzerdaten haben. Dadurch sollen anonymisierte Erkenntnisse und Modelle entstehen, die es Werbetreibenden ermöglichen, Kampagnen durchzuführen, ohne die Privatsphäre der Nutzer:innen zu verletzen. Zusätzlich fügen die differenzierten Datenschutzalgorithmen dem ursprünglichen Datensatz Rauschen hinzu (zufällig generierte Daten, die spezifische Details über einzelne Personen im Datensatz verschleiern). Dies sollte theoretisch jegliche Möglichkeit der Identifizierung einzelner Nutzer:innen ausschließen.
Zu gut, um wahr zu sein? Dann ist es wohl nicht wahr
Laut eigenen Angaben erzielt der Großteil von Mozillas Einnahmen aus der Vergütung durch Suchpartnerschaften mit dem Webbrowser und weltweiten Verkaufsabkommen. Es scheint also, dass der Einstieg in die Online-Werbung, wie einige bereits betont haben, die Abhängigkeit von Google Suche-Zahlungen verringern könnte.
In diesem Fall klingt die Diversifizierung der Einnahmequellen nach einer guten Geschäftsstrategie, aber was sind die Auswirkungen auf den Datenschutz? Ad Targeting wird normalerweise nicht mit Datenschutz in Verbindung gebracht, wie Airielle Garcia von Check My Ads gegenüber dem Register erklärte: „Die Daten, die von Plattformen und Werbetreibenden ‚sicher geteilt‘ werden, um Ad Targeting und Messung zu ermöglichen, müssen irgendwo herkommen — und Datenschutz bedeutet mehr als nur das Nichtpreisgeben von Nutzer‑IDs.“
Wir teilen diese Skepsis gegenüber dem neuen Vorstoß von Mozilla in die Online-Werbung. Es scheint, dass die Einführung von Technologien, die die gemeinsame Nutzung von Daten für zielgerichtete Werbung erleichtern, im Widerspruch zu Mozillas Mission steht, den Datenschutz immer an erste Stelle zu setzen.
Auf der Website von Anonym wird das Wort „privat“ sehr häufig verwendet. Alle Begriffe der Werbebranche, von der Werbewirkungsmessung über die Zielgruppenbildung bis hin zur Attribution, werden mit dem Etikett „privat“ versehen. Aber nur weil etwas so genannt wird, ist es noch lange nicht so.
Quelle: Anonym
Wir halten uns mit einem Urteil über diese Technologie vorerst zurück, aber die Ankündigung hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Es scheint, dass Mozilla, das sich immer fest auf einer Seite der Debatte über gezielte Werbung positioniert hat, seine puristische Sichtweise aufgegeben und akzeptiert hat, dass das Web ohne gezielte Werbung nicht existieren kann. Jetzt versuchen sie, einen Kompromiss zu finden, den sie für akzeptabel halten. Sie werden nicht die Ersten sein: Google mit seiner Privacy Sandbox und Microsoft mit seiner Protected Audience API für Edge anstelle von Cookies von Drittanbietern behaupten ebenfalls, einen Weg gefunden zu haben, um das scheinbar Unvereinbare unter einen Hut zu bringen: gezielte Werbung und die Privatsphäre der Nutzer:innen. Wir haben beide Initiativen infrage gestellt, insbesondere die von Google.
Die Zeit wird es zeigen, aber es wäre kein Schock, wenn Firefox eines Tages eine Werbeplattform von Google oder Microsoft integrieren würde. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.