Arzt verliert 86.000 Euro durch betrügerische YouTube-Werbung. Wie kann man sich schützen?
Auf Online-Werbeplattformen wimmelt es von betrügerischen Anzeigen, die oft die Sicherheitsmechanismen zur Betrugserkennung umgehen. Allein Google hat nach eigenen Angaben im letzten Jahr mehr als 5,5 Milliarden Anzeigen entfernt und 12,7 Millionen Werbekonten gesperrt, weil sie gegen die Richtlinien verstoßen haben, darunter auch solche, die Malware bewerben.
Diese Plattformen möchten schädliche Werbung stoppen, bevor sie in ihre Netzwerke gelangt, oder sie zumindest so schnell wie möglich entfernen, sobald sie auftaucht. Wie viele große Werbenetzwerke setzt auch Google stark auf maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, um betrügerische Inhalte zu identifizieren und zu blockieren. Laut Google basieren etwa 90% der Maßnahmen zur Durchsetzung der Richtlinien auf Publisher-Ebene auf Modellen des maschinellen Lernens. Obwohl dieser technologiegestützte Ansatz die einzige praktikable Lösung darstellt, ist er angesichts der enormen Anzahl an Anzeigen nicht fehlerfrei.
Denken Sie einmal darüber nach: Wenn Google 5,5 Milliarden Anzeigen entfernt hat, wie viele sind dann noch übrig? Es ist nahezu unvermeidlich, dass einige bösartige Anzeigen — also solche, die Betrug bewerben oder Malware verbreiten — der Erkennung entgehen und bereits online sind und möglicherweise Menschen täuschen.
Der Betrug: Eine falsche Investitionsmöglichkeit
Ein besorgniserregendes Beispiel dafür, wie betrügerische Werbung weiterhin auf großen Plattformen verbreitet wird, zeigt der Fall eines Arztes aus Indien, der unglaubliche 86.000 Euro verloren hat. Er wurde durch irreführende Werbung auf YouTube in einen Betrug gelockt. Laut The Hindu wurde Dr. Ramesh (nicht sein richtiger Name), ein außerordentlicher Professor an einer staatlichen medizinischen Hochschule, Opfer eines ausgeklügelten Betrugs, der hohe Renditen versprach.
Der Betrug nahm seinen Anfang, als er auf YouTube eine Anzeige sah, die „Training und Beratung“ für den Aktienhandel sowie Investitionen in Börsengänge bekannter Unternehmen anbot. Die Werbung wirkte professionell und überzeugend, sodass das Angebot legitim erschien. Dies veranlasste ihn, einer WhatsApp-Gruppe beizutreten, in der sich mehrere Personen als erfolgreiche Investoren ausgaben, was seinen Glauben an die Seriosität der Investitionsmöglichkeit weiter stärkte.
Angelockt von dem Versprechen einfacher Gewinne überwies Dr. Ramesh schließlich insgesamt ₹76,5 lakh (ca. 86.000 Euro) an eine Plattform, die er für eine vertrauenswürdige Online-Handelsplattform hielt — nur um dann festzustellen, dass dies nicht der Fall war. Erst als er versuchte, sein Geld abzuheben, erkannte er, dass er Opfer eines typischen Betrugs geworden war.
Wie Betrug funktioniert: Malvertising wie aus dem Lehrbuch
Die Werbung, auf die Dr. Ramesh gestoßen ist, ist ein klassisches Beispiel für Malvertising. Dabei werden irreführende oder betrügerische Anzeigen genutzt, um Menschen in die Falle zu locken. Der Schlüssel zu diesem Betrug liegt darin, die Anzeigen so zu gestalten, dass sie von vertrauenswürdigen Quellen stammen. Oft sind sie kaum von seriösen Anzeigen zu unterscheiden, weshalb sie von den weitgehend automatisierten Sicherheitskontrollen nur schwer erkannt werden.
Im Fall von Dr. Ramesh wurde die Werbung auf YouTube gehostet, einer Plattform, auf der man den Inhalten, die man sieht, in der Regel vertraut. Diese Tatsache könnte den Betrügern in die Hände gespielt haben.
Der Vorfall zeigt jedoch, dass niemand vor Online-Betrug sicher ist. Das Internet hat sich zu einem Minenfeld entwickelt, in dem jeder, unabhängig von Beruf oder Erfahrung, zum Opfer werden kann.
Wie kann man sich vor betrügerischer Werbung schützen?
Der Aufstieg des werbebasierten Geschäftsmodells von YouTube hat ein Dilemma geschaffen: Entweder man zahlt für ein YouTube Premium-Abonnement, um keine Werbung mehr zu sehen, oder man bleibt bei der kostenlosen Version und muss eine Flut von Werbung ertragen. Doch selbst YouTube Premium-Abonnenten sind nicht vollständig sicher. Bei YouTube Premium Lite, das günstiger als das Standard-Premium-Abonnement ist und kürzlich in einigen Ländern wieder eingeführt wurde, wird weiterhin Werbung angezeigt, sodass Nutzer:innen nicht sicher sein können, dass sie keine schädlichen Inhalte sehen.
Angesichts der wachsenden Zahl betrügerischer Anzeigen ist ein proaktiver Ansatz die beste Verteidigung. Das FBI empfiehlt zum Beispiel den Einsatz von Werbeblockern als erste Verteidigungslinie. Durch das Blockieren von Werbung, bevor sie geladen wird, können Sie potenziell gefährliche Anzeigen vermeiden und Ihr Risiko, Opfer eines Betrugs zu werden, verringern.
Bis Werbenetzwerke und -plattformen strengere Kontrollen einführen, bleibt der beste Schutz die Verwendung eines Werbeblockers und eine gesunde Skepsis gegenüber Werbung, die zu gut aussieht, um wahr zu sein.