Instagram zeigt Ihren Live-Standort: Wie sicher ist das wirklich?
Mit einer neuen Funktion möchte Instagram besonders die jüngere Generation ansprechen: Seit dem 6. August in den USA verfügbar und inzwischen weltweit ausgerollt, können Ihre Follower nun Ihre aktuelle Position sehen. Das neue Feature Friend Map wird als unterhaltsame Möglichkeit beworben, „mit Freunden auf dem Laufenden zu bleiben“.
Doch so harmlos, wie es klingt, ist es nicht. Hinter der bunten Oberfläche steckt ein weiterer Schritt hin zu normalisiertem Tracking.
So funktioniert die Friend Map — und wie Sie sie einschalten
Laut Instagram ist die Funktion standardmäßig deaktiviert. Sie müssen sie also bewusst in den Einstellungen aktivieren. Wenn Sie es dennoch ausprobieren möchten (empfehlen würden wir es nicht), gehen Sie so vor:
- Öffnen Sie Ihre DMs.
- Tippen Sie auf das Globus-Symbol (das ist die Map-Funktion).
- Bestätigen Sie die Einladung: Mit Freunden auf der Map verbinden.
Quelle: YouTube/ForceRestart
Instagram versichert: „Niemand kann Ihren Standort sehen, bis Sie ihn freigeben.“ Die geteilte Position kann dann unter anderem in der Map, im Feed oder in Chats erscheinen.
Direkt im Anschluss folgt der bekannte Hinweis:
„Teilen Sie nur mit Personen, denen Sie vertrauen.“
Wenn Sie auf „Weiter“ tippen, können Sie auswählen, wer Ihre Position sehen darf:
- Freunde — gegenseitiges Folgen ist Voraussetzung
- Enge Freunde — Ihr ausgewählter Kreis
- Nur bestimmte Freunde — individuell ausgewählte Personen
- Niemand — also gar nicht teilen
Quelle: YouTube/ForceRestart
Falls Sie noch keine dieser Optionen festgelegt haben, erscheint der Hinweis:
*„Sie teilen Ihren Standort derzeit nicht.“
Eigentlich überflüssig — wäre die Funktion von Anfang an klar erklärt, müsste es diesen Satz gar nicht geben.
Also… ist das wirklich privat?
Offiziell ja: Niemand sieht Ihren Standort, solange Sie ihn nicht aktiv freigeben. Trotzdem herrschte viel Verwirrung. Auf X und TikTok kursierten Gerüchte, die Funktion sei standardmäßig aktiviert. Das stimmt zwar nicht, aber selbst Instagrams Chef Adam Mosseri musste auf Threads zugeben, dass die Kommunikation unglücklich war.
Besonders verwirrend: Was passiert, wenn Sie einen Ort in einer Story oder einem Post markieren. Viele wussten nicht, dass dabei nicht nur der Name des Ortes erscheint, sondern oft auch die aktuelle Position.
„Wir müssen klarer machen, dass (1) ein Location-Tag den tatsächlichen Standort teilt und (2) eine Story oder ein Post mit Standort auf der Map nicht automatisch den Live-Standort zeigt.“
— Adam Mosseri auf Threads.
Ob die Funktion also privat ist? Eher nicht. Sie ist zwar opt-in, doch die vage Kommunikation führte dazu, dass viele von einer automatischen Freigabe ausgingen. Und selbst ohne dieses Missverständnis: Solche Features normalisieren Überwachung und lassen die ohnehin schon knappe Online-Privatsphäre weiter schwinden.
Und glauben Sie wirklich, dass Instagram (sprich: Meta) diese Daten nicht fürs Werbegeschäft nutzt? Ob für personalisierte Anzeigen oder andere Zwecke — sicher ist, dass Ihre Standortdaten nicht ungenutzt bleiben.
Die Funktion erinnert stark an Snapchats „Snap Map“. Dort können Freunde Ihre Position in Echtzeit sehen — sogar wenn die App geschlossen ist. Bei Instagram wird die Location dagegen jedes Mal aktualisiert, wenn Sie die App öffnen oder zurückkehren.
Der Unterschied: Snapchat ist etwas privater, weil Sie dort aktiv Freundschaftsanfragen annehmen müssen. Auf Instagram reicht oft schon ein unbedachter Follow-back.
Wie TechRadar treffend bemerkt hat, macht es Instagrams Umsetzung besonders leicht, dass Menschen Ihnen folgen — auch solche, die Sie gar nicht so gut kennen.
So bleiben Sie privat
Der einfachste Weg, Ihre Live-Position zu schützen und keine Daten versehentlich mit Bekannten oder Fremden zu teilen: Schalten Sie die Funktion gar nicht erst ein.
Merken Sie sich die Faustregel: Wenn eine App in freundlichem Ton verspricht, Sie „besser mit Freunden zu verbinden“, ist das oft ein Warnsignal für fehlenden Datenschutz.
Und noch ein Tipp: Entziehen Sie Instagram in den Smartphone-Einstellungen den Zugriff auf Ihren Standort. Dann kann die App Ihre Position nicht teilen — selbst falls sie irgendwann standardmäßig aktiviert werden sollte.